So und ähnlich lautet es, wenn man sich mit den Leuten unterhält. Spaziergänger halten gerne an und berichten dann über die Zeit, als sie als Kinder selbst zum Spielen auf den Borner Hof kamen. So ergeben sich im Laufe der Zeit immer wieder neue kleine Details, die die Geschichte des Hofs ergänzen und nicht selten zu einem Staunen oder Schmunzeln führen.
Einige wenige Daten findet man im Gemeindearchiv, die meisten kleinen Bausteine über die Entwicklung des Borner Hofs wurden jedoch durch Erzählungen weitergegeben.
Die Anfänge
Alles begann wohl bereits in den 1930er Jahren, als Albert Wilhelm Borner ein genaues Bild im Kopf entwickelte, wie sein Hof einmal aussehen sollte. Er tauschte erste Ländereien, um eine zusammenhängende Gesamtfläche zu schaffen. Mit Fortschreiten der damaligen Entwicklungen und dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs kam jedoch das ganze Vorhaben ins stocken. Die Familie hatte es schwer und hielt sich mit der Arbeit bei der regional ansässigen Achsenfabrik und einer kleinen Landwirtschaft über Wasser. Letztlich wurde Albert Borner eingezogen und landete in Gefangenschaft.
Seinen Traum wollte er jedoch nicht aufgeben, so entstanden in der Gefangenschaft die Grundrisspläne für das Wohnhaus mit Rinderstall und Scheune. Dies berichtete die Tochter von Anna und Albert Borner den heutigen Hofbesitzern, die eines Tages im Jahr 2019 auf den Hof gefahren kam. Sie machte einen Ausflug mit Freunden, um einige Stationen ihres Lebens noch einmal zu besuchen. Sie zeigte vom Hof auf das linke Fenster der Dachgauben: „In dem Zimmer wurde ich geboren“. Heute ist dies das Schlafzimmer des kleinsten Hofbewohners, der einige Wochen zuvor geboren wurde.
Nach Kriegsende dauerte es eine Weile, bis mit dem Bau begonnen werden konnte. Es fehlte an allem, so musste die Familie tagsüber in der Achsenfabrik arbeiten, abends wurde dann auf der Baustelle weitergearbeitet. Um genügend Licht auf der Baustelle zu haben, musste die Mutter auf einem Fahrrad strampeln und erzeugte somit den nötigen Strom, erinnerte sich Albert Borners Tochter an die Erzählungen ihrer Eltern. Der nach Westen zeigende Flügel des L-förmigen Gebäudes wurde zunächst die Scheune, im Untergeschoss entstand der Stall sowie Keller und Wirtschaftsräume.
Der Gasthof
Einige Jahre später gegen Ende der 1950er Jahre entstand zur Landwirtschaft eine weitere Einnahmequelle. Der Hof wurde um eine zweigeschossige Halle mit Stallungen und Scheune erweitert. So konnte der Teil des Wohngebäudes, der damals als Scheune diente, ausgebaut werden. Es wurde eine Küche mit Gasträumen, Terrasse sowie Außensitzplätzen geschaffen. Der Hof entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel in der Region. Das Obergeschoss des Hauses bot seitdem in fünf Pensionszimmern Platz für Urlauber von weiter weg. Sehr beliebt war der Borner Hof bei besser verdienenden Familien aus dem Ruhrgebiet, die häufig mit dem Zug anreisten und im Nachbarort abgeholt wurden, um im „Naturpark Bergisches Land“ Erholung zu finden.
Belege für diese Entwicklung fanden die heutigen Hofbesitzer unter anderem in Form von alten Original-Postkarten aus den 1950/1960er Jahren, die sie im Internet erwerben konnten. Diese Karten hatte die Familie Borner seinerzeit als Werbung drucken lassen, um potentielle Urlaubsgäste anzusprechen. Teilweise konnte man mittels Vordruck auf den Karten auch eine Zimmerreservierung absenden, was Jahrzehnte vor der Entwicklung des Internets ein üblicher Weg war.
Neben vielen Bildern, die den Hof zur damaligen Zeit zeigen, werden rückseitig die Vorzüge der Gastronomie sowie der Pensionszimmer hervorgehoben. Beispielsweise wird die eigene Schlachtung, die gemütlichen Sitznischen mit einem Glas Wein im Außenbereich, aber auch die Beherbergung von Sommergästen in waldreicher, landschaftlich einmaliger Lage beworben, die in komfortablen Zimmern mit Zentralheizung und fließend kaltem und warmem Wasser übernachten konnten. Vorzüge, wie die gute Anbindung an Bus und Bahn, Post und Telefonstation, Liegewiese und Terrasse sind weitere Werbeargumente, die damals offensichtlich nicht selbstverständlich waren.
Im Wandel
Die Söhne der Familie Borner führten den Hof scheinbar nicht weiter, sodass laut Grundbuchauszug der Hof veräußert wurde. Aus dieser Zeit ist wenig bekannt, bis Ende der 1980er Jahre ein erneuter Besitzerwechsel auch einen kompletten Wandel auf dem Hof bedeutete. Ein Kölner Geschäftsmann investierte in den Hof und baute ihn zu einem Zucht- und Trainingsstall für Quarter Horse um. Neue Zaunanlagen umsäumten die arrondierten Weideflächen, was einen größeren Teil der Kosten ausmachte, immerhin ist der Hof von rund 12,5 Hektar anliegenden Weide- und Waldflächen umgeben. Außerdem wurden neue moderne Boxen in der oberen Halle erbaut sowie ein Reitplatz mit Turniermaßen und ein Paddock angelegt. Bedenkt man, wieviel Erdreich im felsigen oberbergischen Boden bewegt wurde, so kann man erahnen, dass dies ein gewaltiger Kraftakt war.
Vollblutaraber auf dem Borner Hof
Aus familiären Gründen stand jedoch der Hof nach wenigen Jahren erneut zum Verkauf, im Jahr 1992 wurde der Hof veräußert. Die Vollblutaraberzucht etablierte sich und der Name Borner Hof wurde zu einer bekannten „Marke“ in der Vollblutaraberszene. Es wurde nicht nur die eigene Nachzucht erfolgreich vermarktet, auch fanden zahlreiche Pferde Tersker Herkunft neue Besitzer auf dem Borner Hof. Über die Jahre waren ständig zwei bis vier Deckhengste erfolgreich im Einsatz. Nach anhaltenden wirtschaftlich schwierigen Zeiten ab Anfang der 2000er Jahre und nach dem Tod der Züchterin wurde die Zucht eingestellt, nur noch wenige Pferde waren auf dem Hof. Im Jahr 2008 kauften die heutigen Inhaber den Hof von der Bank, „damit er nicht wegkommt“, schließlich war der Borner Hof ein Stück Kindheit des heutigen Besitzers. „Für so einen Hof in der traumhaften Lage bekommt man heutzutage keine Baugenehmigung mehr“, lautete der Antrieb, den Hof zu retten. Damals lebte die Familie noch in Köln, ein Umzug auf den Hof stand zunächst nicht im Raum.
Neuer Glanz
Das Jahr 2013 brachte die entscheidende Wendung. Pläne entstanden und zunächst wurde das Wohnhaus annähernd komplett saniert. Das Dach war undicht, die Heizung funktionierte nur noch partiell, was dem Haus über die Jahre zusetzte. Nicht nur ein neues Dach, auch modernste Isolierung, einige Grundrissänderungen und ein neuer Innenausbau machte aus dem Wohnhaus ein modernes und gemütliches Zuhause. Hinter dem Hof lagen 22 Jahre Sanierungsstau, den es aufzuholen galt.
Nach dem Umzug von Köln ins Oberbergische ab 2014 folgten schöne und herausfordernde Zeiten. Die Erneuerung der Außenanlagen und Wege, die Reitplatzsanierung, die nötige Modernisierung der Strom- und Wasserversorgung in den Stallungen, die Fassadenerneuerung am Stall sowie eine neue Einzäunung der Weideflächen waren nur ein Teil der Projekte, die mit den Jahren Stück für Stück umgesetzt wurden. Und die Ideen und Möglichkeiten sind noch vielfältig.
Erinnerung und Zukunft
Der Borner Hof bedeutet für jeden etwas anderes. Für viele Menschen aus der Umgebung ist es ein Stück Kindheitserinnerung. Manch fremder Spaziergänger verweilt manchmal für einige Minuten, um die Ruhe und Aussicht zu genießen. Es gab sogar schon eine 5-Sterne Bewertung auf Google für die schöne Lage, einfach nur so im Vorbeigehen.
Für die Bewohner ist der Borner Hof eine ruhige Insel geworden, auf die man sich aus dem Alltag zurückziehen kann.
Die Vollblutaraberzucht bekommt wieder einen Stellenwert auf dem Borner Hof, im kleinen Rahmen achtet man hier auf die Qualität der Nachzucht sowie eine behutsame und familiäre Aufzucht. Nach rund einem Jahrzehnt kam auf dem Borner Hof das erste Vollblutaraberfohlen zur Welt.